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Welpenzeit

Klingt es nicht wunderbar: dieses kleine Fellknäuel, noch ganz ungeschickt und tapsig, watschelt quietschend auf den neuen Besitzer zu, auf dem Weg in das einzig wahre Zuhause?
Leider ist dies häufig eine romantisierte Version der Realität.
Aber wie finde ich denn meinen „Seelenhund“?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten und es gibt sicherlich kein allgemeingültiges Konzept, das für jeden gleichermaßen gut funktioniert. Dennoch möchte ich hier einige wichtige Grundregeln zum Welpenkauf erläutern.
Die Frage nach der richtigen Rasse oder dem richtigen Hund möchte ich an anderer Stelle erläutern. Dazu gibt es zeitnah den passenden Artikel.
Fangen wir also mit der Frage an:
Wie erkenne ich einen guten Züchter?
Es gibt viele offizielle Auszeichnungen für einen Rassehundezüchter. Diese werden häufig von regionalen, in manchen Fällen auch von überregionalen oder internationalen Zuchtverbänden erteilt und beschreiben entweder sportliche Erfolge der Zuchthunde oder Titel, die innerhalb von Ausstellungen erworben wurden.
Die Anforderungen an die Hunde, und damit auch die Auszeichnung selbst, variieren sehr stark zwischen den einzelnen Vereinen. Daher heißt es für den zukünftigen Käufer: Jede Auszeichnung ist einzeln nachzuschlagen, um zu sehen, was sie wirklich bedeutet!
Mit anderen Worten: diese Auszeichnungen bedeuten oft nichts in Bezug auf die Qualität der Zucht und sind meistens nur relevant, wenn man mit seinem neuen Hund weiterhin professionell in der internationalen Zucht tätig sein möchte (also an Sportwettbewerben und Austellungen Teilnehmen möchte, etc).
Viele Züchter werben damit, dass ihre Welpen „volle Papiere“ haben. Das bedeutet jedoch nur, dass über einen Zuchtverein einen Ahnentafel erstellt wurde. Sollten Sie also keinen neuen Zuchthund benötigen ist diese Information kein Kaufkriterium!
Das Qualitätsmerkmal „jahrelange Erfahrung“ ist mit äußerster Vorsicht zu genießen! Man kann auch sehr einfach jahrelang ohne Fachwissen Hunde halten und „züchten“.
Häufig werden die Zuchthunde schnell ausgetauscht um den Profit zu steigern, so dass Krankheitsanzeichen durch erbliche Anlagen, falsche Fütterung oder allgemeine schlechte Haltung gar nicht erst sichtbar werden.
Wie finde ich denn nun einen guten Züchter?
Nehmen Sie persönlichen Kontakt auf! Ein Anruf ist oft sehr hilfreich, denn hier kann man sehr gut sehen, ob spezielle Fragen spontan und fachlich gut beantwortet werden können. Vor dem Welpenkauf sollte man den Wurf mehrfach besuchen. Ein guter Züchter wird dies nicht nur gutheißen sondern sogar als Vorraussetzung sehen.
Die Welpen sollten regelmäßig (alle zwei Wochen) zusammen mit dem Muttertier entwurmt werden. Eine Impfung mit der 8. Lebenswoche findet bei einem seriösen Züchter durch den Züchter selbst statt.
Ein guter Züchter gibt seine Welpen in der Regel zwischen der 10. und 12. Lebenswoche ab. Gesetzliche Vorgaben besagen, dass Welpen mindestens bis zur 8. Lebenswoche bei der Mutter bleiben müssen! Sollte der Welpe also früher umziehen sollen, prüfen Sie die Umstände genau. Im Zweifel suchen Sie sich lieber einen anderen Züchter, egal wie süß die Welpen sind!
Woran erkenne ich eine gute Haltung beim Züchter?
Bei einem Besuch lassen Sie sich am besten beide Elterntiere zeigen. Die Mutterhündin sollte auf jeden Fall bei den Welpen sein, während der Rüde manchmal tatsächlich weit entfernt beheimatet ist. Fotos sollten jedoch vorhanden sein, am besten sogar private Schnappschüsse. Schauen Sie sich den Zustand der Elterntiere an. Ist das Fell glänzend und gut gepflegt? Ist der Ernährungszustand gut? Sind die Elterntiere aufgeschlossen und freundlich oder eher ängstlich? Ein schlechter Zustand der Elterntiere sollte Sie bereits abschrecken!
Die Mutterhündin ist etwas besonderes. Je nach dem Alter der Welpen und der Zahl der Würfe, die sie schon groß gezogen hat, kann sich das Verhalten und der Gesundheitszustand ändern. Ist die Mutter etwas zu dünn und wirkt matt, kann das in den ersten Wochen nach der Geburt normal sein. Spätestens 4 Wochen nach einer normalen Geburt, sollte sie jedoch wieder fit sein, ansonsten ist die Anstrengung der Zucht zu groß für diese Hündin. (Hat sie schon mehrere Würfe gehabt, sollte man also überlegen, ob der Züchter wirklich auf seine Hunde achtet.)
Zu den Welpen an sich: sie sollten im gesamten Wurf zusammen gehalten werden und die Mutterhündin muss uneingeschränkten Zugang zu den Welpen haben. Ab einem bestimmten Alter wird sich die Mutter etwas zurückziehen und nicht mehr rund um die Uhr bei den Kleinen sein. Das ist normal. Existieren mehrere Würfe gleichzeitig, ist es schön, wenn die Welpen (altersgerecht und hygienisch unbedenklich) zeitlich begrenzt auch untereinander Kontakt haben dürfen. Im Alter von 4 bis 16 Wochen findet die sogenannte Sozialisation und Habituation statt. Das heißt, die Welpen lernen mit anderen Hunden zu kommunizieren aber auch mit dem Menschen zu interagieren und sie lernen die Welt kennen. Daher ist es wichtig, dass die Welpen bis mindestens zur 10. Lebenswoche Kontakt zu ihren Geschwistern und zu erwachsenen Hunden haben. Ein guter Züchter stellt ein abwechslungsreiches Areal zu Erkundung durch die Welpen zur Verfügung (mit Spielsachen, Klettermöglichkeiten, etc) und übt auch einige Kommandos oder Alltagssituationen (Sitz, komm her, Leine und Halsband, Autofahren, etc). Gut sozialisierte Welpen sind aufgeschlossen, munter, frech und sehr neugierig. Wenn das nicht so ist: Finger weg!
Sollten all diese Kriterien als Mindestanforderung erfüllt sein, kann ich Ihnen gratulieren, Sie haben einen guten Züchter gefunden! Dann können Sie auch gern eine Anzahlung bei Unterzeichnung des Kaufvertrages leisten, auch wenn der Welpe erst einige Wochen später umziehen darf. Diese Anzahlung wird meistens für die Impfungen und Wurmkuren des Wurfes eingesetzt.
Einige Tipps am Rande: Bei den ersten Besuchen sollten Sie ohne Kinder anreisen! Kinder verlieben sich in einzelne Hunde und dann kann man keine rationale Entscheidung mehr treffen. Versuchen Sie bitte zuerst die allgemeinen Umstände zu erfassen und erst dann die einzelnen Charaktere der Hundebabies.
Denn: Haben Sie einmal personifiziert, entscheidet meist nur noch die Emotion!
Sollten Sie Zweifel haben, holen Sie sich eine zweite Meinung ein. Machen Sie Fotos und besprechen die Sache mit anderen Hundebesitzern oder mit Ihrem Tierarzt.
Unser Team berät Sie gern ausführlich zum Welpenkauf. Gern besuchen wir auch gemeinsam mit Ihnen potentielle Verkäufer.
Eine letzte Gewissensfrage zum Schluss: Soll es wirklich ein Welpe aus einer Zucht sein? Was genau erwarten Sie von Ihrem neuen Hund? Ist das Aussehen und Zugehörigkeit zu einem Zuchtverband wirklich unausweichlich wichtig? Vielleicht sehen Sie sich auch einmal in den regionalen Tierheimen oder den privaten Tierschutzvereinen nach einem geeigneten Junghund um?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
mit schnurrenden Grüßen
Ihr Praxisteam um Jana Wendt